Patagonien - Von vergessenen Pässen und Kreditkarten

Posted by Alex on Sunday, January 21, 2018

In German, Chile, Punta Arenas, Puerto Natales, El Calafate, Argentinien

(Verfasst am 19.1.)

Unsere erste große Tageswanderung ist geschafft, Chile haben wir bereits (beim zweiten Ausreiseversuch, long story ;-)) verlassen und sind nun an unserem ersten Stopp in Argentinien - das 40ste Land, dass Karl und ich gemeinsam besuchen (wenn wir uns denn nicht verzählt haben).

Punta Arenas (14.1.-16.1.)

Wir landeten abends, natürlich war es noch hell. Wir genießen hier generell die langen Abende des Sommers, an denen bis ca 23:00 hell ist, und die frische kühle Luft Patagoniens.

Die 1.5 Tage in Punta Arenas haben wir nicht viel unternommen, lediglich die Stadt angesehen, unter anderem den beeindruckenden Friedhof. Solche Gräber hab ich noch nicht gesehen. Teilweise wurden kleine Kapellen für Familien errichtet, wirklich imposant.

20180115_134333.jpg20180115_134946.jpgWir kauften eine Flasche Wein und ein paar Bier und machten es uns abends bei einem Film im netten Hostel mit Ski-Lodge-Atmosphäre gemütlich.

Die Busfahrt nach Puerto Natales buchten wir am 16.1. und konnten im Bus am Mittag mitfahren, da die Vormittagsbusse alle ausgebucht waren.

Puerto Natales (16.1.-19.1.)

Über lastminute fanden wir eine für patagonische Verhältnisse günstige Unterkunft. Ein Herr vermietet zwei Zimmer in seinem Heim, inklusive Frühstück. Familiäre Atmosphäre in einem altmodisch schnuckeligem Haus mit antiken Möbeln. Wir haben uns hier sehr wohl gefühlt, konnten aber leider nicht verlängern und waren so nur zwei Nächte hier.

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Nach Ankunft am Nachmittag des 16.1. erkundeten wir den Ort ein wenig und organisieren unsere Wanderung für den nächsten Tag. Wir entschieden uns die Tageswanderung zum Aussichtspunkt der Torres del Paine zu machen - die wohl beliebteste Tageswanderung in diesem Nationalpark und wollten den ersten Bus um 7:30 nehmen, somit ging es recht früh ins Bett.

Wanderung Torres des Paine (17.1.)

Der Wecker klingelte um kurz vor 6, Frühstück hatten wir auf 6 bestellt.

Um 7 machten wir uns auf den Weg zur Bushaltestelle, der Himmel war grau, ein wenig Nieselregen in Schauern. Hoffentlich besserte sich das noch auf der zwei-stündigen Fahrt zum Park.

Die hohen Bus-und Eintrittskosten im Park ließen sich nicht umgehen, ein teurer Tag, der aber sehr lohnenswert war.

Nach Ankunft hieß es Schlange stehen, um den Eintritt zu zahlen und ein Einweisungvideo zu gucken. Hätten wir gewusst, wie viele Leute um diese Uhrzeit zum Park kommen, wären wir gleich später losgefahren, die Schlange löste sich ca eine Stunde später auf....

Mit einem Minibus ging es weiter zum Ausgangspunkt der Wanderung. Der Himmel klärte sich auf, teils war es sogar sonnig und wirklich schön.

Es ging 9km bergauf, teilweise eben, nicht sehr anstrengend, nur das letzte Stück war etwas steiler. Die Natur mal wieder einmalig: an Türkis blauen Flüssen vorbei, Sicht auf Gletscher, durch grell grüne Wälder - wirklich schön!

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Auf den letzten 1-2km begann dann die Felslandschaft, ein wenig Arbeit war erfordert um den See vor den großen drei Türmen zu erreichen. Oben angekommen war es extrem windig, sodass wir nur schnell ein paar Fotos knippsten, eine Banane und ein paar Nüsse reinschoben und uns wieder auf den Rückweg machten. Schade, die tolle Sicht hätte zu einem netten Picknick eingeladen.

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Wir wissen bis heute nicht, ob Laguna 69 in Ecuador oder dieser Aussichtspunkt schöner waren. Beide Wanderungen lohnen sich zumindest sehr!

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9km führte der selbe Weg zurück zum Ausgangspunkt. Den Rückweg konnten wir mehr genießen - die Sonne kämpfte sich durch und die Temperaturen wurden angenehmer. Zudem brauchten wir uns nicht mehr durch die Menschenmengen kämpfen, die wir auf dem Hinweg überholt hatten und hatten größtenteils freie Fahrt, das macht viel aus! Die Natur kann man dann wirklich sehr besser genießen.

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Als wir unten ankamen waren wir trotzdem recht erschöpft. 18km sind schon recht viel und mein linkes Bein schmerzte, wohl noch Nachwirkungen vom Unfall. 37000 Schritte laut Karls GPS Uhr, mehr als der Kosciusko Berg in Australien damals.

Um 22:00 kamen wir zurück in Puerto Natales an, holten uns ausgehungert einen Nudeltopf im Kiosk, den wir im Bett verschlagen und einschliefen.

Erster Versuch der Ausreise - Argentinien wir kommen! Oder nicht.... (18.1.)

Nachdem wir wussten, dass wir die Buchung unserer schönen Unterkunft nicht verlängern konnten, überlegten wir uns, direkt weiter nach El Calafate in Argentinien zu fahren. In Puerto Natales gab es nicht viel zu sehen und die Wanderung am Vortag war uns vorerst genug.

Wir genossen ein ruhiges Frühstück, packten dann unsere Sachen um auszuchecken, ließen die Rucksäcke aber dort, um den Bus zu buchen. Vorab buchen ist hier zur Hauptsaison immer sinnvoll, wie sich ja schon in Punta Arenas gezeigt hatte. Auf zur Bushaltestelle.

Nachdem wir bei allen Busfirmen angefragt hatten, ob Tickets nach Argentinien verfügbar waren, war uns klar, dass wir bis Samstag oder Sonntag hier festsetzen würden. Wir trafen drei deutsche, die genau das selbe Problem hatten.. Also überlegten wir, ob wir alle ein Auto mieten können oder aber ein Sammeltaxi, doch bei einem Preis von 500$ war uns das zu teuer bzw die Mietwagen waren alle aus.

Gut, dann dachten wir trampen soll hier sehr üblich sein,ein Versuch wäre es wert.

Wir gingen dann erstmal zurück zum Hostel um unsere Taschen zu holen und im Anschluss Mittag zu essen.

Auf dem Weg zum Restaurant trafen wir zwei der Deutschen wieder, die gute Neuigkeiten hatten: Eine Reiseagentur bietet den Bus von kurz vor der Grenze bis zu El Calafate in Argentinien an, man müsste nur den Bus bis zur Grenze nehmen und das sei kein Problem. Preislich genauso teuer wie ein Bus. Top!

Dankbar für die Info und nette Bekanntschaft, buchten wir dann auch direkt das Ticket für diesen Tag. Den Bus zur Grenze bekamen wir auch, endlich mal einer, der nicht ausverkauft war.

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Hatten an der Grenze dann zwei Stunden zum gammeln, wie erwartet... Der Minibus kam dann, wir rein, Pässe raus.... Oder nicht... Karl konnte seinen nicht finden... Alle Taschen geleert, er war weg....

Aus dem Bus ausgestiegen, nochmal alles durchgesehen, im Café geguckt und gefragt - Nichts. Also zurück nach Puerto Natales getrampt (das hat überraschend gut geklappt), und zur Polizei/ Fundbüro, zum Hostel, zum Restaurant und Bushaltestelle. Überall wo wir heute waren - Nichts.

An der Bushaltestelle gefragt, wann der Bus, der uns zur Grenze gebracht hat, wiederkommen würde, 22:00. Also dann nochmal hin.

Und tatsächlich, der Fahrer hatte den Pass, inklusive Impfpass. So ein Glück!

Es wird nicht langweilig bei uns :D

Also verbrachten wir noch eine weitere Nacht in einem anderen Hostel, nachdem wir uns Bier nach all dem Stress gönnten.

El Calafate, Argentinien (19.1.)

Wir haben es geschafft! Tatsächlich sind wir nun hier :D

Der zweite Anlauf war dann heute. Gleiches Prozedere wie gestern: in Ruhe gefrühstückt, dann zur Reiseagentur, um den Bus zu buchen. Das Passproblem hatte sich schon rumgesprochen, sodass der nette Mitarbeiter uns die heutige Fahrt umsonst gab. Sowas nettes!

Wir gingen nochmal zum Wasser, ein bißchen spazieren, bis wir uns auf den Weg zur Bushaltestelle machten.

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Mit dem anderen Bus ging es auf ein neues zur Grenze - heute sind auch die zwei deutschen, Josh und Nick, dabei. Die Grenzkontrollen haben wir hinter uns und sitzen nun im Bus nach El Calafate. Juchhuh! Land Nummer 40 auf der Karlexandra Liste :)

Vergesslichkeiten

Am Morgen habe ich mir diesmal ein Ding geleistet. Beim Suchen nach Flügen von El Calafate nach Ushuaia konnte ich dem Angebot von 85€ (sonst 16 Stunden Busfahrt und ca $100) nicht widerstehen und gab Karl das Handy um zu bestätigen, damit ich schonmal unter die Dusche springen konnte. Kreditkartendetails eingegeben und Auftrag bestätigt.

Als ich unter der Dusche stand, fiel mir dann ein, dass Skyscanner das Flugdatum Datum aus irgendwelchen Gründen immer automatisch auf Februar stellt. Oh nein, hoffentlich war das nicht der Fall! Direkt nach der Dusche geguckt. Mist! Falsches Datum.... Die Transaktion auf meinem Konto noch nicht zu sehen. Ich sprintete 1km wie bekloppt zum Bankautomaten, in der Hoffnung vor der Transaktion mein Kreditkartenlimit zu erreichen. Juchhuh, das Geld wurde ausgespuckt - ich war schneller als die Fluggesellschaft. Nochmal Glück gehabt! Die Buchung also nicht durchgegangen und das Geld gerettet. Noch nie war ich schneller an einem Automaten, gut dass mir die Idee direkt kam :D

Doch nicht nur das - nachdem ich eine Bankkarte, die ich gestern im Automaten gefunden hatte, bei der Bank eingereicht hatte, hörte ich ein en Pfiff hinter mir. Als ich mich umdrehte, sah ich, wie der Security-Mensch mich zurückrief. Ich hatte wohl meine Karte stecken lassen :D Wie ironisch! Eine Karte eingereicht, schon passiert mir das selbe. All die Aufregung lässt mich noch meinen Kopf vergessen. Aber ist auch blöd, dass die Automaten hier das Geld ausspucken, bevor man die Karte zurück bekommt.

Also nochmal Glück gehabt.

Jetzt hab ich erstmal genug von Vergesslichkeiten ;)

Die vielen chilenischen Pesos konnten wir zum guten Umrechnungskurs noch in argentinische Pesos umtauschen, ohne große Verluste.

Also, auf ein Neues - Hallo Argentinien, wir freuen auf deinen Wein!

(Unten im Bild: erste Flasche Wein an der Hotelbar in El Calafate. Wir gönnen uns ein 3-Sterne Hotel, da es genauso günstig ist, wie ein Hostel :) Der Wein hier an der Bar kostet auch nur 8€ die Flasche, echt super!)

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